Werden recyclingfähige Kunststoffverpackungen auch wirklich hochwertig recycelt? Die Antwort ist: Häufig noch nicht. Der offene Rückverfolgungsstandard R-Cycle setzt genau bei diesem Problem an und ermöglicht durch den Einsatz eines digitalen Produktpasses eine echte Kreislaufwirtschaft und hocheffiziente Prozessketten. Wertschöpfungspartner weltweit arbeiten an einer gemeinsamen Datenplattform zum Erfassen und Abrufen recycling-relevanter Verpackungseigenschaften, um Produktnachhaltigkeit und Effizienz im Herstellungsprozess zu verbessern - vom Verpackungshersteller über den Verarbeiter bis hin zur Recyclingindustrie.
Um ein hochwertiges Recycling zu ermöglichen, sind zwei wesentliche Grundvoraussetzungen erforderlich: vollständig recycelbare Verpackungen und hochentwickelte Recyclingprozesse. Die erste Voraussetzung ist bereits vorhanden. Es gibt verschiedene recycelbare Verpackungslösungen, wie z.B. Monomaterialverbunde, die durch recyclingfreundliche Druckfarben, Klebstoffe und Additive ergänzt werden.
Um die zweite Voraussetzung zu erfüllen, müssen wir uns die heutigen Abfallströme ansehen. Selbst voll recycelbare Verpackungen werden heute oft nicht präzise genug für ein hochwertiges Recycling sortiert. So werden beispielsweise in Deutschland nur etwa sechs Prozent der Kunststoffe aus dem Hausmüll als so genanntes Post-Consumer-Rezyklat (PCR) für gleichwertige neue Produkte wiederverwertet. Der größte Anteil von über 65 Prozent wird thermisch verwertet *.
*Conversio Studie 2017 (Stoffstromdiagramm Kunststoffe in Deutschland) / Plastikatlas Heinrich Böll Stiftung
An dieser Stelle kommt R-Cycle ins Spiel: R-Cycle schafft die Grundlage für einen hochentwickelten Recyclingprozess, indem bei der Herstellung von Kunststoffverpackungen recyclingrelevante Eigenschaften automatisch in einem digitalen Produktpass erfasst werden. So werden präzise Informationen entlang der Wertschöpfungskette weitergegeben und über eine entsprechende Markierung (z.B. digitale Wasserzeichen oder QR-Codes) auf der Verpackung abrufbar gemacht. Anhand dieser Zusatzinformationen können Abfallsortieranlagen wiederverwertbare Verpackungen identifizieren und recyclingfreundliche und sortenreine Fraktionen bilden. Die Kombination aus vollständig recycelbaren Verpackungen und Lebenszyklusdaten aus dem digitalen Produktpass für ein präzises Abfallmanagement ist der Schlüssel zur Gewinnung hochwertiger Rezyklate, um den Kreislauf zu schließen und aus der Value Chain einen Value Cycle zu machen.
R-Cycle wird derzeit von verschiedenen Technologieunternehmen und Organisationen entlang des gesamten Lebenszyklus von Kunststoffverpackungen zur Marktreife entwickelt. Als branchenübergreifendes Konsortium entwirft das Entwicklungsteam einen offenen und weltweit anwendbaren Rückverfolgungsstandard, der eine lückenlose Dokumentation auf einer gemeinsamen Datenplattform gewährleistet. R-Cycle ist mit jeder Produktionsanlage vernetzbar, von Folien- oder Spritzgussmaschinen über Verarbeitungs-, Druck- und Abfüllmaschinen bis hin zu Abfallsortier- und Recyclinganlagen. Die Rückverfolgungstechnologie hinter R-Cycle basiert auf GS1-Standards - dem führenden globalen Netzwerk für branchenübergreifende Prozessentwicklung und Gründungsmitglied von R-Cycle.
Neben der effektiven Verbesserung der Produktnachhaltigkeit profitieren Hersteller und Verarbeiter von Kunststoffverpackungen auch in Bezug auf Prozesseffizienz, Qualität und die Erfüllung gesetzlicher Informationspflichten. In der Regel sind mehrere Unternehmen an der Produktion von Kunststoffverpackungen beteiligt. Maschinen, die mit der R-Cycle Datenplattform vernetzt sind, können aus dem digitalen Produktpass präzise Informationen zu den jeweiligen Vorprodukten beziehen und ihre eigenen Daten entsprechend ergänzen, was einen Mehrwert für die Kunden im nachgelagerten Prozess darstellt.
Ein weiterer Anwendungsfall, bei dem der digitale Produktpass einen Mehrwert liefern kann, ist die Erfüllung (aufkommender) gesetzlicher Informationspflichten, wie z.B. bei der Berechnung des CO2-Fußabdrucks oder im Bereich der Extended Producer Responsibility (EPR). Auf diese Weise können zeitaufwändige manuelle Berechnungen automatisiert werden, um Anforderungen von Gesetzgebern oder Kunden zu erfüllen.
Schlussendlich nutzen Anwender mit R-Cycle das Potenzial der Digitalisierung für nachhaltige Stoffkreisläufe, wie es unter anderem im Rahmen des Circular Economy Action Plan der Europäischen Union auch politisch gefordert wird. Dabei stellt der digitale Produktpass alle Informationen aus der Wertschöpfungskette transparent und automatisiert für alle Prozessbeteiligten zur Verfügung.