Biomethan aus Stroh

Produktion von Biomethan aus 100 Prozent Stroh

VERBIO ist es gelungen, eine weltweit einzigartige Technologie zu entwickeln, die es ermöglicht, Biomethan aus 100% überschüssigem Rest-Stroh herzustellen. Seit 2014 betreibt das Unternehmen im brandenburgischen Schwedt/Oder eine großtechnische Anlage, in der jährlich etwa 40.000 Tonnen Stroh aus der umliegenden Landwirtschaft zu ca. 140 Gigawattstunden Biomethan und einem hochwertigen Humusdünger verarbeitet werden. 

Eine zweite Bioraffinerie dieser Art hat VERBIO 2019 im benachbarten Pinnow in Betrieb genommen. Die beiden Anlagen funktionieren nach demselben Prinzip: Das Stroh wird zerkleinert und unter Zugabe von Feuchtigkeit in mehrere 10.000 m³ große Fermenter eingebracht. Dort verbleibt die Biomasse bis zu 90 Tage. In dieser Zeit läuft der Gärprozess ab, bei dem sogenanntes Rohbiogas mit einem Methananteil von ca. 60% entsteht. Weitere Begleitstoffe wie Kohlenstoffdioxid, Stickstoff oder Schwefel werden im nächsten Schritt bei der Gasreinigung abgetrennt. Dadurch entsteht Biomethan in Erdgasqualität mit einem Methangehalt von ca. 98%. Die Gärreste aus der Fermentation werden als hochwertiger Humusdünger in die regionale Landwirtschaft zurückgeführt. So entsteht aus bisher ungenutztem Stroh wertvolle Energie und ein Qualitätsdünger. Zusätzlich werden freie Methan- und CO2-Emissionen vermieden, die bei der natürlichen Verrottung des Strohs auf dem Feld entstehen und ungehindert in die Atmosphäre gelangen würden.

„Stroh im Tank“

Das von VERBIO produzierte Biomethan wird in das regionale Erdgasnetz eingespeist und als Biokraftstoff (BioCNG) für PKW und LKW an öffentlichen Tankstellen bereitgestellt. Außerdem nutzt VERBIO den Kraftstoff für den CO2-armen Betrieb seiner eigenen – nahezu 100 LKW umfassenden – Logistikflotte. Es kann fossiles Erdgas zu 100% ersetzen und ohne technische Schwierigkeiten von allen Fahrzeugen getankt werden, die mit einem sogenannten CNG-Antrieb unterwegs sind. Während fossiles Erdgas in etwa 20% CO2 gegenüber Benzin und Diesel einspart, reduzieren mit BioCNG angetriebene Fahrzeuge ihre CO2- sowie Stickoxid-Emissionen um mehr als 90%. Damit liegt BioCNG in der Klimabilanz derzeit deutlich vor elektrisch angetriebenen Fahrzeugen: Einen solchen Spitzenwert können Elektroautos nämlich nur erreichen, wenn sie mit Strom aus ausschließlich erneuerbaren Quellen angetrieben werden. Der deutsche Strommix ist davon aber noch weit entfernt. BioCNG von VERBIO ist aktuell an knapp 200 Erdgastankstellen in Deutschland verfügbar.

VERBIO Stroh-Biomethan-Bioraffinerie in Punjab (Indien) Inbetriebnahme Q3.2021
VERBIO Stroh-Biomethan-Bioraffinerie in Punjab (Indien) Inbetriebnahme Q3.2021

Klimaneutrale Logistik mit Biomethan aus Stroh

Zweidrittel des Dieselverbrauches in Deutschland werden durch leichte und schwere LKW verursacht. Besonders im Güterfernverkehr bietet Elektromobilität in den nächsten fünf bis zehn Jahren keine relevante Alternative. Zunächst bleibt der Verbrennungsmotor im schweren LKW-Verkehr die einzig praktikable und bezahlbare Lösung. Hersteller, wie SCANIA, IVECO oder Volvo haben PS-starke Fahrzeuge mit CNG-Antrieb im Programm, die mit Biomethan als BioCNG (gasförmig) oder BioLNG (verflüssigt) betrieben werden können. Damit reduzieren sich die CO2-Emissionen gegenüber dem klassischen Dieselbetrieb um bis zu 90%. Die zunehmende Kundenanforderung nach einer klimafreundlichen Logistik und die aktuell in Deutschland geltende Förderrichtlinie und Mautbefreiung für gasbetriebene LKW lassen die Bereitschaft der Speditionen zum kurzfristigen Flottenaustausch steigen. Dabei setzen die meisten im Langstreckenverkehr auf BioLNG – also verflüssigtes Biomethan – denn das garantiert ähnliche Reichweiten wie Diesel. Ab Herbst 2021 wird VERBIO deshalb auch flüssiges Biomethan (BioLNG) für den deutschen und europäischen Markt bereitstellen. Dafür investiert das Bioenergieunternehmen aktuell mehr als 10 Mio. Euro in den Aufbau der entsprechenden Infrastruktur. Dann werden auch im eigenen Fuhrpark ausnahmslos CNG- und LNG-LKW eingesetzt und mit dem Biokraftstoff aus der eigenen Herstellung klimafreundlich angetrieben.

Warum ist Stroh der perfekte Rohstoff für die Biomethanproduktion?

Stroh ist ein landwirtschaftlicher Reststoff, der in großer Menge beim Anbau von Getreide, Mais oder Reis anfällt und bisher vielfach ungenutzt auf den Feldern verrottet. In einigen Regionen wird Stroh sogar nach der Ernte auf dem Feld verbrannt. Bei dem natürlichen Verrottungsprozess auf dem Acker entstehen schädliche CO2- und Methanemissionen, die ungehindert in die Atmosphäre gelangen. Die VERBIO-Technologie ermöglicht die Nutzung dieses Strohs zur Energiegewinnung und generiert gleichzeitig einen hochwertigen Humusdünger, der auf das Feld zurückgebracht wird, um die Bodenqualität zu sichern. Schädliche Emissionen werden so um ein Vielfaches reduziert.
Gemäß Erhebungen des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) bleiben pro Jahr bis zu 20 Mio. Tonnen Stroh auf deutschen Feldern ungenutzt, die für die Herstellung von Bioenergie zur Verfügung stehen. Daraus kann ausreichend Kraftstoff produziert werden, um bis zu 10 Mio. PKW oder mindestens 40% des schweren LKW-Verkehrs nahezu klimaneutral anzutreiben. Der jährliche Kraftstoffbedarf eines Mittelklasse-PKW mit einer Laufleistung von ca. 11.500 Kilometern lässt sich aus nur vier Großballen (das sind etwa zwei Tonnen) Stroh herstellen.

VERBIO Stroh-Biomethan-Bioraffinerie in Pinnow (Brandenburg) Inbetriebnahme 2019
VERBIO Stroh-Biomethan-Bioraffinerie in Pinnow (Brandenburg) Inbetriebnahme 2019

Indien atmet auf: VERBIO-Technologie kann das Abfackeln der Reisfelder stoppen

Indien hat seit Jahren große Probleme mit Luftverschmutzung und fördert innovative Ideen zur Senkung der Emissionen in Verkehr und Industrie entsprechend ambitioniert. Eine wesentliche Ursache des Problems liegt im großflächigen Abbrennen von Strohresten auf indischen Feldern. Zweimal im Jahr zünden indische Bauern ihre Felder an, um sie möglichst schnell vom überschüssigen Stroh zu befreien: Im April nach der Weizenernte und im Oktober nach der Reisernte. Der Wechsel zwischen den Fruchtfolgen ist hier so kurz, dass den Bauern keine andere Wahl bleibt, um ihre Felder schnell und kostengünstig von der überschüssigen Biomasse zu befreien. Offiziell hat die indische Regierung das Abbrennen längst verboten, aber das löst das Problem in der Praxis noch lange nicht. Die Technologie von VERBIO bietet erstmals eine praxistaugliche Lösung, um das klimafeindliche und gesundheitsschädliche Abfackeln der indischen Felder zu beenden. VERBIO sammelt das Stroh von den Landwirten ein und verarbeitet es zu einem hochwertigen Energieträger und Humusdünger. Das Potenzial ist riesig: In Indien fallen jährlich zwischen 300 und 500 Mio. Tonnen Stroh und agrarische Reststoffe an, die bisher keine sinnvolle Verwendung finden.

Das aus Stroh produzierte Biomethan wird in Indien ebenfalls als klimafreundlicher und vor allem kostengünstiger Kraftstoff (CBG – compressed biogas) verwendet. Der Preisvorteil von CBG gegenüber fossilem Diesel und Benzin liegt bei ca. 40%. Das ist eine wesentliche Größenordnung für die extrem preissensitive indische Bevölkerung. Anders als in Deutschland sind CNG-Fahrzeuge in Indien kein Nischenprodukt. Rund 3,5 Mio. CNG-Fahrzeuge sind hier zugelassen. Die meisten Transporter, Taxis und Busse sind mit CNG unterwegs. Prognosen gehen davon aus, dass sich in dem schnell wachsenden Land der Verbrauch von Erdgas als Kraftstoff bis 2030 auf 200 Mio. Tonnen im Jahr vervierfachen wird. Allerdings gelangt bisher hauptsächlich fossiles Erdgas in die Tanks. Indien sucht und fördert intensiv alle Maßnahmen und Technologien, die die Luftverschmutzung und den fortschreitenden Klimawandel stoppen und die Abhängigkeit von teuren Energieimporten gegen wertvolle Devisen reduzieren können. Dabei hat die Regierung das große Potenzial der VERBIO-Technologie erkannt.

Bereits 2016 gründete VERBIO eine Tochtergesellschaft in der nordindischen Region Punjab und begann mit der Planung für eine Bioraffinerie nach dem Vorbild der Anlagen in Brandenburg. Im Herbst 2021 geht die erste Stroh-Biomethan-Anlage in Indien mit einer Kapazität von 20 Megawatt und einer Verarbeitung von 100.000 Tonnen Reisstroh pro Jahr in Betrieb. Das bisher abgebrannte überschüssige Stroh wird zum Wertprodukt. Die Nutzung der Biomasse sorgt für eine geringere Luftverschmutzung und eine Verbesserung der Bodenqualität durch die Rückführung eines hochwertigen Biodüngers auf die schon erodierten Felder.

VERBIO schafft mit seiner Anlage vor Ort bis zu 100 neue Arbeitsplätze und unterstützt die Landwirtschaft in der Region. Das Bioenergieunternehmen plant in den kommenden Jahren weitere Bioraffinerien in Indien aufzubauen und in Betrieb zu nehmen, um das Abbrennen des Strohs nach und nach wirksam einzudämmen.

Unternehmen:
VERBIO Vereinigte BioEnergie AG
Projekt:
Biomethan aus Stroh löst Klimaschutzprobleme der indischen Landwirtschaft
Hauptverantwortlich:
Ulrike Kurze
Wenn Sie auf das Video klicken, wird eine Anfrage mit Ihrer IP-Adresse an Youtube bzw. Google gesendet. Datenschutzinformationen